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24-Stunden-Pflege: Darauf müssen Sie achten

Eine 24 Stunden Pflegerin betreut eine Seniorin, welche am Tisch sitzt und ein Buch liest.

Eine 24-Stunden-Pflege ermöglicht es vielen pflegebedürftigen Menschen, trotz Einschränkungen in ihrem vertrauten Zuhause zu bleiben. Diese Betreuungsform bringt jedoch zahlreiche Herausforderungen mit sich, die von rechtlichen Fragen bis hin zur Organisation des Alltags reichen. Wer eine solche Pflegekraft engagiert, muss sich gut vorbereiten, um sowohl den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden als auch einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Dieser Artikel liefert praktische Tipps, rechtliche Hinweise und nützliche Checklisten, die helfen, die 24-Stunden-Pflege erfolgreich zu gestalten.

Rechtliche Rahmenbedingungen bei der 24-Stunden-Pflege

Die Beschäftigung einer 24-Stunden-Pflegekraft im eigenen Haushalt erfordert ein solides Verständnis der rechtlichen Rahmenbedingungen. Ohne eine klare rechtliche Grundlage kann es zu erheblichen Problemen kommen, die nicht nur finanzielle, sondern auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen können. Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte erläutert, die bei der Anstellung einer 24-Stunden-Pflegekraft in Deutschland beachtet werden müssen:

 

Arbeitnehmerstatus und Beschäftigungsformen

Eine häußliche 24-Stunden-Pflegekraft kann auf verschiedene Weisen beschäftigt werden: als direkte Angestellte im Haushalt, über eine Entsendung durch ein ausländisches Unternehmen oder als selbständige Pflegekraft. Jede dieser Beschäftigungsformen bringt unterschiedliche rechtliche Verpflichtungen mit sich.

  • Direkte Anstellung im Haushalt: Bei dieser Form ist die Pflegekraft direkt bei der pflegebedürftigen Person oder deren Angehörigen angestellt. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber für die Zahlung von Lohn, Sozialabgaben und Versicherungen verantwortlich ist. Hierzu gehören auch die Abführung von Lohnsteuer und die Einhaltung des Mindestlohns.
  • Entsendung: Bei dieser Variante ist die Pflegekraft in ihrem Heimatland angestellt und wird nach Deutschland entsandt. Solche Pflegepersonen bzw. Unternehmen, die diese Kräfte vermitteln, findet man beispielsweise im Internet unter dem Suchbegriff “24-Stunden-Pflegekraft”. Das vermittelnde Unternehmen ist dann für die Bezahlung und Sozialversicherung der Pflegekraft verantwortlich. Der Haushalt zahlt eine monatliche Rechnung an das entsendende Unternehmen.
  • Selbständige Pflegekraft: In diesem Modell ist die Pflegekraft selbständig tätig und stellt dem Haushalt monatlich eine Rechnung für ihre Dienste. Hier ist darauf zu achten, dass die Pflegekraft tatsächlich selbständig arbeitet und nicht in ein Scheinselbständigkeitsverhältnis gerät, was rechtliche Probleme nach sich ziehen könnte.

 

Grenzen der Aufgabenbereiche: Alltagshilfe vs. medizinische Pflege

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jede 24-Stunden-Pflegekraft eine medizinische Ausbildung besitzt. Viele dieser Kräfte, insbesondere jene aus osteuropäischen Ländern, sind auf die alltägliche Betreuung und die Freizeitgestaltung spezialisiert. Dazu gehören Aufgaben wie Hilfe beim Ankleiden, Unterstützung bei der Körperpflege, Zubereitung von Mahlzeiten, leichte Haushaltsarbeiten und Begleitung bei Aktivitäten.

Medizinische Tätigkeiten wie die Gabe von Medikamenten, Wundversorgung oder das Messen von Blutzuckerwerten dürfen nur von Pflegekräften mit einer anerkannten pflegefachlichen Ausbildung durchgeführt werden. Diese medizinischen Aufgaben fallen unter die sogenannte Behandlungspflege und müssen von entsprechend qualifiziertem Fachpersonal übernommen werden.

Es ist daher essentiell, die Aufgabenbereiche der Pflegekraft im Vorfeld genau abzuklären und vertraglich festzuhalten, um Missverständnisse und rechtliche Probleme zu vermeiden. Für eine medizinische Versorgung muss potenziell ein ambulanter Pflegedienst hinzugezogen werden.

 

Arbeitsrechtliche Bestimmungen

Unabhängig von der Beschäftigungsform müssen bestimmte arbeitsrechtliche Bestimmungen eingehalten werden:

  • Mindestlohn: Die Pflegekraft hat Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn, der für Pflegekräfte in Deutschland gilt. Dieser kann je nach Bundesland und Tarifvertrag variieren. Es ist wichtig, dass der gezahlte Lohn nicht unter diesem Mindestbetrag liegt, um rechtlichen Problemen vorzubeugen.
  • Arbeitszeiten und Ruhezeiten: Obwohl von einer 24-Stunden-Pflege gesprochen wird, darf die Pflegekraft nicht rund um die Uhr arbeiten. Das deutsche Arbeitszeitgesetz sieht vor, dass eine maximale Arbeitszeit von 8 bis 10 Stunden pro Tag nicht überschritten werden darf. Zudem sind regelmäßige Pausen und Erholungszeiten einzuhalten. Auch wenn die Pflegekraft im Haushalt lebt, muss ihr eine ausreichende Freizeit zur Verfügung stehen.
  • Urlaubsanspruch: Wie jeder Arbeitnehmer hat auch die Pflegekraft Anspruch auf bezahlten Urlaub. Die genaue Anzahl der Urlaubstage richtet sich nach der Dauer der Beschäftigung und den Vereinbarungen im Arbeitsvertrag.

 

Sozialversicherungen und Steuerpflichten

Wenn die Pflegekraft direkt im Haushalt angestellt ist, ist der Arbeitgeber verpflichtet, Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen. Diese umfassen die Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung. Die Beiträge werden zur Hälfte vom Arbeitgeber und zur Hälfte vom Arbeitnehmer getragen.

  • Krankenversicherung: Die Pflegekraft muss krankenversichert sein, um im Krankheitsfall abgesichert zu sein. Dies kann entweder über das Heimatland der Pflegekraft oder über die deutsche Krankenversicherung erfolgen, abhängig von der Anstellungsform.
  • Rentenversicherung: Auch Pflegekräfte haben Anspruch auf Rentenversicherungsbeiträge, die für ihre spätere Altersvorsorge wichtig sind.
  • Unfallversicherung: Der Arbeitgeber muss dafür sorgen, dass die Pflegekraft gegen Unfälle am Arbeitsplatz versichert ist. Dies kann über eine Berufsgenossenschaft erfolgen.
    Vertragsgestaltung

 

Ein schriftlicher Arbeitsvertrag ist unverzichtbar, um die Rechte und Pflichten beider Parteien klar zu regeln. In diesem Vertrag sollten folgende Punkte enthalten sein:

  • Arbeitszeit und Aufgabenbereich: Eine genaue Beschreibung der Arbeitszeiten und des Tätigkeitsfeldes der Pflegekraft. Dazu gehört auch die Festlegung der Ruhezeiten und Pausen.
  • Vergütung: Die Höhe des Gehalts und die Regelung von Überstunden und Sonderzahlungen.
  • Urlaubsregelungen: Vereinbarungen über die Anzahl der Urlaubstage und die Modalitäten der Urlaubsplanung.
  • Kündigungsfristen: Festlegung der Fristen, innerhalb derer das Arbeitsverhältnis von beiden Seiten gekündigt werden kann.

 

Einhaltung von Gesetzen und Verordnungen

Die Beschäftigung einer Pflegekraft in einem privaten Haushalt unterliegt zahlreichen gesetzlichen Bestimmungen. Es ist ratsam, sich im Vorfeld umfassend zu informieren und gegebenenfalls rechtlichen Rat einzuholen, um alle Vorschriften einzuhalten. Dies betrifft insbesondere:

  • Das Entsendegesetz: Wenn die Pflegekraft über ein ausländisches Unternehmen nach Deutschland entsandt wird, ist das Entsendegesetz zu beachten, das bestimmte Meldepflichten und Mindeststandards festlegt.
  • Scheinselbstständigkeit: Bei der Beschäftigung einer selbständigen Pflegekraft ist darauf zu achten, dass sie tatsächlich als Selbständige arbeitet und nicht in ein Abhängigkeitsverhältnis gerät, das als Scheinselbständigkeit gewertet werden könnte.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Beschäftigung einer 24-Stunden-Pflegekraft sind komplex und erfordern eine gründliche Vorbereitung. Wer diese Regeln einhält, schützt sich vor rechtlichen Problemen und sorgt für ein gerechtes und sicheres Arbeitsverhältnis. Um sicherzugehen, dass alle Anforderungen erfüllt werden, kann es sinnvoll sein, einen spezialisierten Rechtsberater hinzuzuziehen.

 

Häufige Fehler und wie man sie vermeidet

Häufige Fehler bei der Organisation einer 24-Stunden-Pflege können den reibungslosen Ablauf und die rechtliche Sicherheit gefährden. Zu den häufigsten gehören:

  • Unklare Vertragsgestaltung: Ohne einen klaren Arbeitsvertrag wissen weder die Pflegekraft noch die Familie genau, welche Aufgaben und Arbeitszeiten vereinbart sind. Dies führt zu Missverständnissen und möglicherweise zu Konflikten über die Vergütung oder Urlaubsansprüche. Ein detaillierter Vertrag, der alle wichtigen Aspekte regelt, ist unerlässlich, um Streitigkeiten zu vermeiden.
  • Mangelhafte Vorbereitung: Wenn der Haushalt nicht auf die Ankunft der Pflegekraft vorbereitet ist, kann es zu einem schwierigen Start kommen. Unklare Anweisungen oder fehlende Einweisung in Routinen und Notfallpläne machen es der Pflegekraft schwer, sich einzufinden. Eine gründliche Vorbereitung und Einführung erleichtert die Integration und sorgt für eine reibungslose Zusammenarbeit.
  • Überforderung der Pflegekraft: Wenn Arbeitszeiten und Ruhephasen nicht klar definiert oder respektiert werden, kann die Pflegekraft schnell überlastet sein. Dies führt nicht nur zu Erschöpfung, sondern kann auch die Qualität der Pflege beeinträchtigen. Ein klarer Wochenplan mit geregelten Pausen hilft, Überforderung zu vermeiden und die Pflegekraft langfristig zu entlasten.
  • Mangelnde Kommunikation: Ohne regelmäßige Gespräche und Feedback kann es leicht zu Missverständnissen und Unzufriedenheit kommen. Wenn Probleme nicht frühzeitig angesprochen werden, können sie eskalieren und das Arbeitsverhältnis belasten. Eine offene und transparente Kommunikation ist entscheidend, um eine gute Arbeitsatmosphäre und effiziente Zusammenarbeit zu gewährleisten.
  • Vernachlässigung der Dokumentation: Fehlende oder ungenaue Aufzeichnungen über Arbeitszeiten, Pausen und erbrachte Leistungen können zu Schwierigkeiten bei der Nachweisführung führen. Dies ist besonders in rechtlichen Auseinandersetzungen oder bei Kontrollen problematisch. Eine sorgfältige Dokumentation hilft, die Organisation zu optimieren und rechtliche Sicherheit zu gewährleisten.

Eine sorgfältige Planung, klare Kommunikation und rechtliche Absicherung sind entscheidend, um diese Fehler zu vermeiden und eine erfolgreiche 24-Stunden-Pflege sicherzustellen.

 

Fazit für eine 24 Stunde Pflege

Eine 24-Stunden-Pflege ermöglicht pflegebedürftigen Menschen, in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben, erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und rechtliche Absicherung. Unterschiedliche Beschäftigungsmodelle bringen jeweils spezifische Pflichten mit sich, von der Einhaltung des Mindestlohns bis zur ordnungsgemäßen Vertragsgestaltung. Zudem sollte klar abgegrenzt werden, ob die Pflegekraft nur alltagsunterstützende Tätigkeiten übernimmt oder auch medizinische Aufgaben wahrnehmen darf.

Um rechtliche Fallstricke zu vermeiden und eine faire Beschäftigung zu gewährleisten, ist es ratsam, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls rechtlichen Beistand hinzuzuziehen.

 

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