Wie kann ich im Alter möglichst lange zu Hause leben, auch wenn ich Hilfe benötige? Darüber wissen viele Senioren kaum Bescheid. Deshalb verschafft die ProVita-Mitarbeiterin Daniela Streit ihnen bei Vorträgen in den Kölner Stadtvierteln einen Überblick – dabei erfährt sie viel Dankbarkeit.
Welche Hilfsmittel zahlt mir die Pflegekasse? Wie beantrage ich einen höheren Pflegegrad?
Solche Fragen hörte Daniela Streit oft von ihren Klientinnen und Klienten, als sie noch bei ProVita als Alltagsbetreuerin im Einsatz war. Häufig konnte sie keine Antwort geben. Denn ihr Job war es, älteren Menschen beschwerliche Aufgaben im Haushalt abzunehmen – etwa Putzen, Wasserflaschen schleppen oder Bettwäsche wechseln: “Ich komme nicht mal aus dem Pflegebereich. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie arbeitete ich in der Gastronomie.”
Trotzdem ließen ihr die Fragen der Senioren keine Ruhe. “Es erstaunte mich, dass viele ältere Menschen nicht wissen, was ihnen zusteht. Dabei ist dies entscheidend, wenn man trotz Einschränkungen möglichst lange zu Hause leben möchte.” Als sie im Internet zu recherchieren begann, wurde ihr schnell klar: “Das Thema ist unglaublich kompliziert – man muss lange nach den richtigen Informationen suchen und oft sind diese unverständlich aufbereitet.”
“Menschen sollten sich frühzeitig mit einer Pflegebedürftigkeit auseinandersetzen”
Doch Daniela Streit kämpfte sich durch den Info-Dschungel. Heute kann sie beinahe jede Frage aus dem Stegreif beantworten. Und sie gibt ihr Wissen weiter: Sei es in kurzen Onlinevideos auf provita-deutschland.de oder offline vor Seniorengruppen in Köln und Umgebung.
Ihre Vorträge hält sie etwa in Kirchgemeinden oder städtischen Seniorentreffpunkten: “Wir möchten uns in Köln noch stärker vernetzen.” Das Ziel: Alle Senioren sollten über die wichtigsten Themen zum Älterwerden bei Hilfsbedarf Bescheid wissen. Auch wenn man es nicht gerne tut: “Menschen sollten sich frühzeitig damit auseinandersetzen, was bei einer Pflegebedürftigkeit passiert.” Man könne auch ganz plötzlich auf Hilfe angewiesen sein.
Hilfe anzunehmen, fällt vielen Senioren schwer
So gibt sie den Teilnehmenden etwa Informationen zu Patientenverfügungen, Pflegeleistungen und Unterstützungsmöglichkeiten. “Vielen Menschen ist auch unklar, wie sie einen Pflegegrad beantragen und wie viel Geld sie von der Pflegekasse für welche Leistungen bekommen.”
Auch wenn es sich um eine trockene und komplexe Materie handelt – man hört der ProVita-Mitarbeiterin gerne zu. Mit einfachen Worten verschafft sie den Teilnehmenden ihrer Vorträge einen Überblick. Wissen, das ein selbstbestimmtes Leben im Alter fördert. Und sie unterhält die Zuhörer mit Anekdoten aus der Praxis und gibt viele Tipps.
Etwa für den Besuch des Gutachters, der feststellt, wie sehr man auf Pflege und Betreuung angewiesen ist: “Viele Senioren machen sich dann hübsch zurecht und backen Kuchen für den Gutachter.” Dies sei aber kontraproduktiv: “Denn so werden die Senioren agiler eingestuft als sie sind und erhalten nicht den richtigen Pflegegrad.” Besser sei es, dem Gutachter ein realistisches Bild zu vermitteln und dafür eine Vertrauensperson dabei zu haben.
Doch das fällt vielen Menschen schwer, die jetzt ins Pflegealter kommen: “Sie haben noch die Kriegs- oder Nachkriegsjahre miterlebt und sind es gewohnt, durchzubeißen.” Deshalb warten sie oft zu lange, bis sie Hilfe in Anspruch nehmen. Diese gelte auch für die Nutzung von Hilfsmitteln: “Manche wollen keinen Rollator haben, obwohl sie unsicher auf den Beinen sind.” Die Folge: “Sie verlassen ihre Wohnung nicht mehr, aus Angst vor Stürzen.”
Die Scheu vor Hilfsmitteln nehmen
Die sympathische ProVita-Mitarbeiterin versucht hier, den Betroffenen die Scheu zu nehmen und weist sie auf gute Angebote hin – das sind etwa Einzeltrainings für das Gehen mit einem Rollator. Auch stellt sie die verschiedenen Notrufsysteme vor, die ProVita anbietet: “Das Interesse ist riesig und die Vortragsteilnehmenden löchern mich mit Fragen.” Und sie können gleich vor Ort ausprobieren, wie eine Notrufuhr, ein Notrufknopf oder ein Hausnotruf funktioniert.
“Viele haben etwa Angst davor, aus Versehen einen Alarm auszulösen.” Sie seien dann erleichtert zu hören, dass dies kein Problem sei: “Lieber ruft man einmal zu viel als zu wenig nach Hilfe.” Denn im Notfall zähle jede Minute – etwa nach einem Sturz: “Für die Genesung ist es entscheidend, wie lange man auf dem Boden liegt. Häufig wäre der Gang ins Pflegeheim durch eine rasche medizinische Versorgung vermeidbar.”
Hilfsmittel fördern die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
Genauso wie ein Rollator tragen auch mobile Notrufgeräte dazu bei, dass Senioren wieder ihre vier Wände verlassen. Denn ein Notrufknopf oder eine Notrufuhr funktioniert zu Hause und unterwegs. Für die Trägerinnen und Träger bedeutet dies mehr Lebensqualität, so Streit: “Sie fühlen sich sicherer, wenn sie sich draußen bewegen und können so am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.”
Apropos gesellschaftliches Leben – besonders freuen sich die Teilnehmenden der Seniorenvorträge, wenn Daniela Streit ihnen die ganzen Angebote und Aktivitäten in ihrem Wohnort vorstellt: “Oft sind sie erstaunt, was es alles gibt.”
Dazu gehören auch die Telefonstammtische, Erzählanrufe und Ausflüge, die ProvVta für ältere Menschen organisiert. “Insbesondere im Alter ist es wichtig, sich zu vernetzen. Das beeinflusst die körperliche und geistige Gesundheit immens.”
Für die vielen Informationen seien ihr die Senioren unglaublich dankbar. “Nach den Vorträgen bekomme ich oft Blumensträuße, weil sich die Teilnehmenden endlich besser informiert fühlen”, erzählt Daniela Streit schmunzelnd.