Für ältere Menschen sind E-Bikes und Pedelecs ein hervorragendes Fortbewegungsmittel. Sie verhelfen zu mehr Mobilität und Fitness. Doch für Senioren bergen E-Bikes einige Gefahren. Wir geben 5 Tipps, die zukünftige E-Biker beachten sollten!
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ToggleFür Senioren lieber ein E-Bike als gar kein Fahrrad
„Bewegung ist die beste Medizin. Fahrradfahren ist ein sehr schonender Sport und tut Knochen und Gelenken gut. Deswegen begrüßen wir den Trend, dass immer mehr ältere Menschen Fahrrad fahren“, erläutert Dr. Christian Juhra, Präventionsexperte bei der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU). E-Bikes bieten Senioren und älteren Menschen mit Handicaps und Fitnessdefiziten eine mögliche Alternative zum herkömmlichen Fahrrad. Sie erhöhen die Mobilität, fordern jedoch trotz Elektroantrieb körperlichen Einsatz ab..
E-Bikes für Senioren: ein Stück Mobilität zurückgewinnen
„Ich bin 70 Jahre alt und mein Leben lang mit einem Fahrrad gefahren“, erzählt Hildegard Maier (Name von der Redaktion geändert). „Es fiel mir mit der Zeit immer schwerer, bei gemeinsamen Radtouren mit der Geschwindigkeit meines Gatten Schritt zu halten. Nachdem ich im letzten Urlaub ein E-Bike getestet hatte und begeistert war, habe ich mir zu meinem 70. Geburtstag ein E-Bike gewünscht und auch bekommen.“ Nicht zuletzt ist das E-Bike eine Bereicherung für Senioren wie Frau Maier, die gern längere Strecken zurücklegen möchten oder sich für das Fahrrad einfach nicht motivieren können. Für begeisterte und motivierte Senioren kann ein E-Bike ebenso einen Beitrag zur körperlichen Fitness leisten wie ein herkömmliches Rad. Das bestätigt auch Hildegard Maier: „Nach anfänglichem Üben und Kennenlernen im Stadtverkehr möchte ich mein Elektrofahrrad nicht mehr missen. Ich bin in kürzester Zeit, ohne mich zu überfordern, 500 km gefahren und nehme es jetzt auch in meinen Urlaub auf die Insel Rügen mit. Man fährt auf einem E-Bike leichter und belastet die Kniegelenke kaum, aber man bewegt sie, was Senioren von jedem Orthopäden geraten wird. Einzig ist, dass ich nicht so stark schwitze und mich deshalb etwas wärmer anziehen muss. Das E-Bike ist eine tolle Erfindung. Ich möchte es nicht mehr missen.“ Auch wenn der konventionelle Drahtesel in Sachen Gesundheit nicht zu toppen ist: lieber ein Elektrofahrrad als gar kein Fahrrad! Und: lieber ein E-Bike als ein Auto.
Senioren sollten den Unterscheid zwischen E-Bike und Pedelec kennen
Wenn von einem E-Bike die Rede ist, dann ist damit meist ein sogenanntes Pedelec gemeint. Pedelecs unterstützen den Fahrer während des Tretens bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h mit maximal 250 Watt. Echte E-Bikes hingegen unterstützen den Fahrer auch dann, wenn er nicht in die Pedale tritt – bis zu einer Geschwindigkeit von 20 km/h. Sie gelten rechtlich nicht als Fahrrad, sondern als Kleinkraftrad. Im Gegensatz zum Pedelec benötigen E-Bike-Besitzer eine Betriebserlaubnis und ein Versicherungskennzeichen. Die überwiegende Mehrheit aller Elektrofahrräder sind Pedelecs und keine E-Bikes.
Ältere Menschen sollten vor dem Kauf überlegen, wofür Sie das E-Bike brauchen
Welches E-Bike für Senioren infrage kommt, sollte vor dem Kauf gut überlegt werden. Ältere Menschen sollten sich Gedanken machen, wofür sie das E-Bike am meisten benötigen. Wer damit vor allem Einkäufe erledigen möchte, sollte das beim Kauf sagen. “Bei einigen Modellen passen Fahrradtaschen nicht so gut dran”, erklärt Rene Filippek, Pressesprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs. „Will man etwa nur kürzere Strecken in der Stadt zurücklegen, reicht auch der kleinere, günstigere Akku in einem E-Bike den Senioren aus.“ Unter Umständen kann auch ein Dreirad als E-Bike für Senioren sinnvoll sein, da sich auf solchen Modellen sehr gut Gepäck transportieren lässt. Bedenken sollte man neben der Größe auch das Gewicht solcher E-Bikes: „25 bis 30 Kilogramm können es schon werden“, sagt Filippek. Ältere Menschen schaffen so ein E-Bike nicht so leicht wie ein Fahrrad die Treppe runter in den Keller zu schleppen. “Man braucht einen ebenen Abstellplatz.” Am besten auch mit einer Steckdose in der Nähe, um den Akku des E-Bikes aufzuladen.
Tipp:
Steht das E-Bike länger unbenutzt im Keller, sollte der Akku zu etwa 60 Prozent voll sein. Alle paar Wochen kontrollieren und eventuell aufladen.
Senioren sollten sich vor dem E-Bike-Kauf beraten lassen
Mal eben im Internet ein Pedelec ersteigern und direkt losradeln? Für Senioren, die gerade erst anfangen E-Bike zu fahren, keine gute Idee. Welches E-Bike ist nun für Senioren am besten geeignet? Wer noch nie oder nur testweise ein E-Bike gefahren ist, sollte sich vom Fachhändler ausgiebig beraten lassen – und selbst radeln. Wie beim Autokauf gilt auch beim Fahrradkauf: Machen Sie eine Probefahrt! René Filippek empfiehlt Senioren, jeweils eine halbe Stunde mit dem E-Bike umherzuradeln. Denn manche E-Bike-Modelle unterstützen den Radfahrer zum Beispiel kräftiger. Bei anderen dauert es, bis die Unterstützung einsetzt. Aber im Grunde ist es wie Radfahren – nur leichter. Es empfiehlt sich darüber hinaus, unterschiedliche Modelle und Marken ausgiebig zu testen. Testen Sie wichtige Funktionen wie Bremsen und Schalten. So bekommen Sie ein Gefühl dafür, ob ein E-Bike für Sie infrage kommt und welches am besten zu Ihnen passt. Ebenso wichtig ist die richtige Einstellung von Sattel und Lenker.
Tipp:
Senioren sollten ein E-Bike mit einer Tretunterstützung per Motor wählen, das Ihrem Fahrkönnen entspricht. Falls Sie Ihr herkömmliches Fahrrad zu einem E-Bike aufrüsten, bedenken Sie die erhöhten Belastungen. Auch der finanzielle Aspekt spielt eine Rolle. Eine gute und gründliche Beratung ist nicht zuletzt wichtig, weil ein Elektrofahrrad im Vergleich zum herkömmlichen Fahrrad deutlich teurer ist. Bevor man also das Portemonnaie zückt, sollte man die Entscheidung gründlich überdenken. Nehmen Sie sich Zeit.
Tipp:
Senioren, die noch unentschlossen sind, ob ein E-Bike überhaupt das Richtige ist, können sich zunächst eines leihen. Viele Fahrradhändler bieten einen E-Bike-Verleih.
Zweirad oder Dreirad: Senioren sollten beim E-Bike auf Qualität achten
Pedelecs müssen mit einem sogenannten CE-Zeichen versehen sein. Nur dann erfüllen sie die geltenden EU-Sicherheitsrichtlinien. Wer sein Elektrofahrrad im Fachhandel erwirbt, kann normalerweise davon ausgehen, dass es sich um ein sicheres Produkt mit CE-Zeichen handelt – denn ohne dieses Zeichen dürfen E-Bikes nicht verkauft werden. Räder ohne ein solches Zeichen sollten Sie nicht erwerben. Auf manchen E-Bikes ist zusätzlich das GS-Siegel zu finden. Es steht für geprüfte Sicherheit und bedeutet, dass das Produkt (oder Teile davon, etwa Akku und Ladegerät) zusätzlich von einer unabhängigen Stelle getestet wurde. Pflicht ist ein solches Siegel jedoch nicht.
Senioren sollten einen E-Bike-Kurs belegen
https://www.youtube.com/watch?v=M5PBRLi1sQY Das E-Bike sei die Erfindung des Jahrhunderts, sagt eine 75-jährige Teilnehmerin am E-Bike-Kurs in Winterthur: «Ich komme schnell vorwärts, und wenn es bergauf geht, muss ich nicht mehr so fest strampeln». Aber sie fühle sich noch nicht ganz sicher auf ihrem neuen E-Bike, denn darauf sei sie mit Tempo 45 deutlich schneller unterwegs als auf ihrem alten Velo. Sie habe außerdem schon bemerkt, dass sie mit dem E-Bike nicht mehr so schnell bremsen könne. Diese Empfindungen teilen auch andere Senioren aus dem E-Bike-Kurs. Elektro- und herkömmliche Räder haben viele Gemeinsamkeiten, aber auch gewaltige Unterschiede. Daher sollten sich Anfänger gut mit ihrem neuen Gefährt vertraut machen, bevor sie sich auf die Straße wagen. Ein E-Bike-Kurs für ältere Menschen kann dabei eine sehr gute Hilfe sein.
E-Bike-Kurse für Senioren sensibilisieren für wichtige Unterschiede
Ein Rad mit Elektroantrieb reagiert völlig anders als eines ohne Antrieb. Gewöhnungsbedürftig sind etwa der plötzliche Antriebsschub beim Anfahren, die schnellere Beschleunigung und das Bremsen. Daher gilt: langsam eingewöhnen, um ein Gefühl für das Fahren zu bekommen. Wählen Sie zu Beginn eine niedrige Unterstützungsstufe und gehen Sie es lieber gemächlich an. Im E-Bike-Kurs lernen die Senioren diese Eigenheiten kennen. Zuerst in einem Theorieteil, danach im Verkehrsgarten, wo sie ohne Angst vor Autos fahren können. Die größte Herausforderung ist aber für viele der letzte Kursteil: Dann macht die Gruppe eine Ausfahrt aus dem Übungsgelände hinaus, hinein in den Winterthurer Nachmittagsverkehr. «Nur Übung macht den Meister», sagt Kursleiter Rolf Decker, der älteren Menschen dazu rät, auch nach dem E-Bike-Kurs so viel wie möglich mit dem Elektrofahrrad zu fahren und so Erfahrungen zu sammeln. Nach gut dreieinhalb Stunden ist der E-Bike-Kurs für die Senioren geschafft. Die Teilnehmer sind müde, aber zufrieden. Sie habe sogar verschiedene Verkehrsregeln gelernt, die sie in den letzten Jahren etwas missachtet habe, sagt eine Frau: zum Beispiel Handzeichen zu geben vor dem Abbiegen.
Tipp:
Sicherheitstrainings bieten zum Beispiel die Verkehrswacht, Ortsgruppen des ADFC oder manche Kreispolizei an.
Nach gut dreieinhalb Stunden ist der E-Bike-Kurs zu Ende. Die Teilnehmer sind müde, aber zufrieden. Sie habe sogar verschiedene Verkehrsregeln gelernt, die sie in den letzten Jahren etwas missachtet habe, sagt eine Frau: Zum Beispiel Handzeichen zu geben vor dem Abbiegen.
Auf dem E-Bike sollten Senioren Helm und auffällige Kleidung tragen
Pflicht ist der Fahrradhelm für E-Bikes zwar nicht, aber unbedingt zu empfehlen. Ob E-Bike oder Fahrrad: Ein Helm schützt im Fall der Fälle vor schweren Kopfverletzungen. Auf einem E-Bike werden leicht höhere Geschwindigkeiten erreicht – und damit steigt für Senioren auch das Risiko, zu stürzen und sich ernsthaft zu verletzen. Aber auch schon im gemächlichen Tempo kann ein Sturz oder Zusammenprall ohne Helm gefährlich werden. Für Senioren ist es ebenfalls wichtig auf dem E-Bike auffällige, leuchtende Kleidung, zum Beispiel eine neonfarbene Jacke oder Reflektoren, zu tragen. So sinkt das Risiko, von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen zu werden. Schwarze Kleidung sollte definitiv vermieden werden.
Tipp:
Andere Verkehrsteilnehmer unterschätzen die Geschwindigkeit von E-Bikes. Fahren Sie deshalb defensiv. Mit eingeschaltetem Licht werden Sie zudem besser gesehen.
Sind E-Bikes zu gefährlich?
Die Zahl der Unfälle mit Elektrofahrrädern nimmt zu: 2017 gab es über 5.000 Pedelec-Unfälle, durch die Personen zu Schaden kamen. 68 Menschen starben an den Folgen. 2014 waren es nicht einmal halb so viele Unfälle. Dass die Zahl so gestiegen ist, liegt wohl vor allem daran, dass immer mehr Menschen auf dem elektronischen Drahtesel unterwegs sind. Andrea Uhr von der Beratungsstelle für Unfallverhütung hat Alleinunfälle mit dem E-Bike umfassend untersucht und sagt: «Senioren verunfallen nicht häufiger mit dem E-Bike als jüngere Fahrer. Je öfter man aufs Velo steigt, desto eher fällt man eben runter.» Viele Verunfallte seien routinierte Fahrer. Das gelte auch für ältere Menschen, die auf dem E-Bike unterwegs sind. Nichtsdestotrotz sollte man die Unfallgefahr auf einem Elektrofahrrad nicht unterschätzen. Gerade bei Senioren sind E-Bikes als Zwei- oder Dreirad sehr beliebt. Während Koordination und Reaktionsfähigkeit mit dem Alter nachlassen, ist das E-Bike im Vergleich zum Rad meist wesentlich schneller. Da ist es kein Wunder, dass das E-Bike eine potenzielle Gefahr sein kann. Aber Senioren, die unsere Tipps beachten und umsichtig fahren, sind mit einem E-Bike sicher unterwegs.
Tipp:
Bei Unfällen mit Pedelec zahlt, wie beim normalen Fahrrad, die Haftpflicht- bzw. Krankenversicherung. Bei den schnellen S-Pedelecs und E-Bikes greift die KFZ-Haftpflicht, die Sie dafür abschließen müssen.
Download-Tipp:
Verbraucherinformationen zu Pedelecs und E-Bikes. Was Sie wissen sollten und wie Sie ein gutes Elektrofahrrad finden.