Was sind die Vor- und Nachteile, wenn man sich für eine Wohngemeinschaft im Alter entscheidet? Welche Mietvertrag ist für alles Senioren WG Mitglieder am günstigsten und wie sieht so ein WG Leben überhaupt aus? Diese Fragen beantwortet der zweiter Teil unserer zweiteiligen Serie „Die Wohngemeinschaft im Alter“
Der Mietvertrag in einer Wohngemeinschaft im Alter
Häufig fällt eine Rentner- bzw. Senioren-WG komfortabler aus als beispielsweise eine Studenten-WG. Die Bewohner teilen sich meist ein Haus, in dem jeder seine eigene Wohnung bezieht. In Gemeinschaftsräumen oder im gemeinsam genutzten Garten findet das kollektive WG-Leben zum Beispiel bei Kaffee- und Kuchenklatsch am Nachmittag oder Spieleabenden statt. Wie in jeder anderen WG ist beim Konzept der Senioren-WG die wichtigste Voraussetzung, dass sich die Bewohner wohlfühlen, untereinander gut verstehen und die gleichen Erwartungen an das WG-Leben haben. Problematisch beim Senioren-WG-Konzept gestaltet sich bei vielen WG Gründungen vor allem die Gestaltung des Mietvertrages. Die einfachste Variante besteht darin, dass ein Senioren WG Mitglied gegenüber dem Vermieter als Vertragspartner auftritt. Dieser Mieter ist dann allerdings auch gegenüber dem Vermieter rechtlich verantwortlich, für die pünktlichen Mietzahlungen ebenso wie für Reinigungsarbeiten und ähnliches. Im Gegenzug könnte er die Wohnung oder das Haus auch gegen den Willen aller anderen Mitbewohner kündigen. Es ist leicht einzusehen, dass diese juristische Konstruktion großes persönliches Vertrauen unter allen Bewohnern der Senioren WG voraussetzt. Alternativ schließt die Gemeinschaft einen Mietvertrag mit dem Vermieter. Das hat u.a. zur Folge, dass bei Auszug eines Bewohners und Einzug eines neuen jedes Mal der Vertrag angepasst werden muss. Die dritte Möglichkeit einen Mietvertrag innerhalb einer Senioren Wohngemeinschaft abzuschließen wäre, dass jeder Mieter einzeln einen Mietvertrag mit dem Vermieter abschließt, und zwar über den jeweiligen Privatbereich sowie über die Mitnutzung der Gemeinschaftsräume. Der Vorteil: Diese Variante bedeutet den geringsten Aufwand für die übrigen Bewohner, wenn ein WG-Mietglied auszieht. Zudem haftet nur der jeweils betroffene Mieter für die Mietzahlungen sowie die eventuell von ihn verursachten Schäden.
Tipp:
Lassen Sie sich vorab eingehende juristisch beraten. Das bringt im Vorfeld zwar Kosten, kann aber im Endeffekt viele Nerven sparen und wertvolle menschliche Beziehungen schonen.
Wichtig:
Im Vorfeld sollten Sie auch klären, welche Tätigkeiten die zukünftigen WG Bewohner selbst übernehmen können und wo sie Unterstützung, etwa durch eine Haushaltshilfe oder einen ambulanten Pflegedienst, benötigen.
Tipp:
Auch vermeintliche Banalitäten, wie die Haltung von Haustieren oder die Besuchszeiten für Gäste, Kinder und Enkel, sollten im Vorfeld abgeklärt werden, um Konflikten vorzubeugen. Entscheidungen zu allen Fragen bezüglich der gemeinsamen Wohnung und des Zusammenlebens sollten die Mitglieder der Wohngruppe gemeinsam treffen.
Auszug aus der Senioren WG
In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, die Ausstiegsmöglichkeiten aus der Senioren WG beziehungsweise dem Mietvertrag genau festzulegen. Andernfalls wäre eine einzelne Kündigung nicht möglich oder aber die Mehrzahl der Mieter müsste vor Gericht eine Kündigung der Wohnung erstreiten, weil ein einzelner Bewohner die Zustimmung verweigert.
Optimales Wohnen im Alter? Die Vor- und Nachteile einer Senioren Wohngemeinschaft
„Ein harmonisches Zusammenleben in der WG beugt der Einsamkeit im Alter vor“, sagt DKV-Pflegeexpertin Thomaßen. Die demografische Entwicklung in Deutschland ist ein Grund, weshalb das Konzept der Senioren-WGs immer beliebter wird: Die Deutschen leben länger – und der Anteil der Senioren jenseits der 65 Jahre an der Gesamtbevölkerung steigt. Laut einer aktuellen Umfrage des Portals ImmobilienScout24 ist fast jeder zweite Deutsche (48 Prozent) offen für diese Wohnform. Prognosen zufolge wird ihr Anteil von gegenwärtig 21 Prozent bis zum Jahr 2030 auf rund 30 Prozent zunehmen. Die Vorteile der Senioren-WGs liegen auf der Hand: Die Mitbewohner können sich umeinander kümmern, wenn einer von ihnen gebrechlich oder pflegebedürftig wird, sie können die Lasten des Alltags gemeinsam meistern und gleichzeitig nach dem eigenen Tagesrhythmus leben.
Die Vorteile einer Senioren WG:
- Die Wohnung ist barrierefrei und pflegegerecht.
- Sie leben selbstbestimmt in einer Gemeinschaft.
- Die Bewohner unterstützen sich gegenseitig.
- Sie gestalten Ihren Tag selbst.
- Sie teilen die alltäglichen Haushaltsaufgaben.
Die Nachteile einer Senioren WG:
- In einer privaten Senioren-WG müssen Sie die Pflege selbst organisieren.
- In einer professionell betreuten Senioren-WG haben Sie oft kein Mitspracherecht bei neuen Mitbewohnern.
Prognosen zufolge wird der Anteil der Senioren jenseits der 65 Jahre von gegenwärtig 21 Prozent bis zum Jahr 2030 auf rund 30 Prozent zunehmen.
Das Leben in der Senioren Wohngemeinschaft als optimales Wohnen im Alter?
Als meine Frau gestorben ist, wollte ich nicht alleine wohnen, erzählt Harald W. aus Bochum. Mir fällt das Alleine-Leben auch zunehmend schwer, weil ich im Alltag öfter auf Hilfe angewiesen bin. Meine Kinder wohnen weiter weg und ich wollte in meiner gewohnten Gegend bleiben. Meinen Freunden Gisbert und Herbert ging es da ähnlich. Deswegen haben wir beschlossen, gemeinsam eine Senioren-WG zu gründen. Meine Tochter hat uns bei der Wohnungssuche geholfen und hat im Internet für uns recherchiert. Dabei hat sie herausgefunden, dass wir als Senioren WG den Anspruch auf finanzielle Unterstützung durch die Pflegekasse haben und uns weitere Zuschüsse zustehen. Wir haben sogar Geld für die Gründung bekommen. Meine Tochter hat uns erklärt, dass wir eine Unterstützungsperson brauchen, um als Senioren WG zu gelten und unsere Zuschüsse zu erhalten. Das ist bei uns Sandra. Sie hilft uns im Haushalt und organisiert alles für unsere Pflege, damit wir uns nicht darum kümmern müssen. Wenn einer von uns Hilfe braucht, helfen wir uns entweder gegenseitig oder Sandra hilft uns. Seit fünf Monaten leben wir jetzt alle zusammen in einer Wohnung. Jeder hat sein eigenes Zimmer und gemeinsam haben wir uns eine Stube eingerichtet, in der wir abends öfters zusammen Karten spielen oder bei besonderen Gelegenheiten fernsehen. Es funktioniert sehr gut.
Der prominenteste Senioren WG Bewohner
Der wohl prominenteste Bewohner einer Alters-WG in Deutschland ist der ehemalige Bremer Oberbürgermeister Henning Scherf. Als Politiker hatte der SPD-Mann mit etlichen Problemen in seiner Stadt zu kämpfen. Unter seiner Ägide rutschte das kleinste Bundesland wirtschaftlich ab, die Verschuldung stieg. Berühmt wurde er aber auch durch seine Senioren Wohngemeinschaft. Schon im Jahr 1987 gründete er gemeinsam mit seiner Frau und zehn Freunden eine Wohngemeinschaft. „Wir sind zu einer Art Wahlfamilie zusammengewachsen“, wirbt Scherf für das Modell. „Die laufenden Kosten werden durch eine selbstverwaltete Umlage verteilt. Bei neuen Kosten, wie Einbau eines Fahrstuhls, verständigen wir uns unter den Eigentümern.“ Die Zeit nach seiner Amtszeit nutzte Scherf, um ein Buch über sein Leben in der Alters-WG zu verfassen („Grau ist bunt“, Herder Verlag, 2007).
Wohngemeinschaft im Alter gesucht? Hier werden Sie fündig!
https://www.youtube.com/watch?v=EJhTZSKlFtY&t=131s Bei der Suche nach privat initiierten Senioren WGs kann Ihnen der Blick in die lokalen Kleinanzeigen oder auf das schwarze Brett in Seniorenzentren weiterhelfen. Senioren, die mit der Zeit gehen, können ihre WG-Mitbewohner auch einfach via Internet finden: Die Macher des Studenten-WG-Portals wg-suche.de haben nämlich jüngst die Seite senioren-wg-finden.de ins Leben gerufen. Das Ziel: „Wir wollen Suchenden aus der Generation der Best Ager und Senioren ein einfaches und selbsterklärendes Onlinewerkzeug in die Hand geben, mit dem sie eine WG oder Mitbewohner suchen können“, erklärt Mitgründerin Natascha Wegelin. Die Optik und die Funktionalität von senioren-wg-finden.de ist auf ältere Menschen ausgerichtet. Nutzer haben die Möglichkeit, ein Gesuch zu veröffentlichen und andere Suchende zu kontaktieren. Mit am wichtigsten dürfte den künftigen WG-Mitbewohnern sein, dass man sich versteht und Interessen teilt. Daher enthalten die Exposés auf dem Senioren-WG-Portal neben Eckdaten zum WG-Zimmer auch Informationen zu den Mitbewohnern. „Das gibt die Sicherheit, dass es mit den neuen Mitbewohnern unter einem Dach auch klappt“, erläutert Wegelin. Die Wohnung oder das Haus, das die Wohngemeinschaft bezieht, sollte in jedem Fall barrierefrei sein. Auch die Lage für die Senioren-WG sollte vorausschauend gewählt werden. Am besten mit gutem Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz – denn wer weiß, wie lange man im Alter noch Autofahren kann. Auch Einkaufsmöglichkeiten, Grünanlagen, Kultureinrichtungen und dergleichen sollten sich immer in der Nähe der Senioren-WG befinden.