Ist das Gleichgewicht gestört, gerät das Leben aus der Bahn. Gerade ältere Personen haben unter den Gleichgewichtsstörungen besonders häufig zu leiden. Schwindel im Alter – Ursachen und Prävention.
Wenn der Boden schwankt – Schwindel im Alter
Der Boden schwankt, alles dreht sich, das Gefühl zur Seite zu fallen: Etwa ein Drittel der über 70-Jährigen und fast die Hälfte der über 90-Jährigen leiden unter Schwindel. Schwindel im Alter kommt häufig vor, ist jedoch alles andere als harmlos. Zwar ist die Erkrankung selbst meist nicht lebensbedrohlich, jedoch in 7 bis 15 % die Ursache von Stürzen Schwindel ist keine normale Folge des Alterns, sondern meist ein Anzeichen, dass eine Störung oder Erkrankung eines Organs vorliegt. Die Ursache herauszufinden ist wahre Detektivarbeit. Je nach Schwindelart, je nachdem, wie lange der Zustand anhält oder was die Attacken auslöst, ist neben dem Hausarzt manchmal auch der HNO-Arzt oder Neurologe gefragt. Wenn die Ursache bestimmt werden kann, ist Schwindel meist gut behandelbar.
Was ist Schwindel?
Schwindel ist eine empfundene Störung des Gleichgewichts, also der Körperstabilität im Raum. Dabei fallen das Gehen und Stehen schwer. Häufig kommen noch weitere Beschwerden, wie zum Beispiel Schwitzen, Übelkeit oder Erbrechen hinzu. Auch Seh- oder Hörstörungen sind möglich. „Etwa 25 bis 30 Prozent der Menschen in Deutschland haben in ihrem Leben einen behandlungsbedürftigen Schwindel“, sagt Professor Michael Strupp von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Schwindelpatienten drastisch an: Ab 75 Jahren zählen Schwindel und Gleichgewichtsstörungen zu den häufigsten Beschwerden überhaupt.
Wie entsteht Schwindel?
Über die Lage unseres Körpers im Raum und seine Bewegungen wissen wir normalerweise jederzeit Bescheid. Dafür leiten unsere Nerven ständig Informationen von den Sinnesorganen zum Gehirn. Meldungen über Gleichgewicht und Lage im Raum erhalten wir über drei Sinne:
- über das Gleichgewichtsorgan neben dem Innenohr
- über das Auge und
- die Körperwahrnehmung.
Die Informationen der drei Sinne werden in unserem Gehirn miteinander abgeglichen. Stimmen diese Sinneseindrücke nicht überein und überschreiten die Unstimmigkeiten eine bestimmte Schwelle, wird Schwindel ausgelöst. Das passiert zum Beispiel, wenn wir im Flugzeug sitzen, das plötzlich nach unten absackt. Das Gleichgewichtsorgan registriert dann eine Beschleunigung nach unten, während die Augen ein unverändertes Bild der Rückfront des Sitzes wahrnehmen.
Der Altersschwindel
Doch auch unsere Sinnesorgane sind dem Alterungsprozess unterworfen. So lässt die sensorische Leistung der Gleichgewichtsorgane im Innenohr im Alter nach. Daneben schränken altersbedingte Veränderungen am Auge das räumliche Sehen ein. Durch die Abnahme von Muskelmasse und Muskelkraft, eine geringere Reaktionsfähigkeit und eine schlechtere Koordination ist außerdem die Tiefenwahrnehmung gestört. Der natürliche Alterungsprozess führt dazu, dass viele ältere Menschen unter Schwindel leiden. Auch alterstypische Erkrankungen können zu Altersschwindel führen. Dazu gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu hoher oder niedriger Blutdruck, Gefäßerkrankungen, Stoffwechselstörungen, Diabetes mellitus, Multiple Sklerose, Parkinson oder kognitive Störungen wie eine Demenz. Darüber hinaus können die Einnahme verschiedener Arzneimittel Gleichgewichtsstörungen verursachen. Des Weiteren können hinter Schwindelanfällen auch seelische Gründe liegen. Depression, Einsamkeit, Trauer oder Angst machen etwa ein Drittel aller Schwindelanfälle aus.
Schwindel bei Senioren – das können Sie tun
Ältere Menschen nehmen Schwindel häufig nicht ernst genug. Dabei ist Schwindel keinesfalls auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn wenn sich plötzlich alles dreht und schwankt, kann das böse enden. Durch Schwindelanfälle steigt das ohnehin höhere Sturzrisiko von Älteren nochmal um das Zwölffache an!
Wer unter Schwindel leidet, sollte die Beschwerden ernst nehmen und seinen Hausarzt aufsuchen. Folgende Informationen können Ihrem Hausarzt bei der Ursachenfeststellung für Ihren Schwindel helfen:
- Wie lässt sich das Schwindelgefühl beschreiben? Ist es eher ein Drehschwindel, ein Schwankschwindel oder ein Liftschwindel? Oder doch eher ein Gefühl der Benommenheit, was Sie überkommt.
- Wann tritt der Schwindel auf? Ist Ihnen dauerhaft schwindelig oder treten die Schwindelanfälle plötzlich auf? Wichtig zu wissen, wie häufig und wie lange der Schwindel auftritt.
- Gibt es Faktoren, die den Schwindel auslösen oder verstärken? In welchen Situationen oder bei welchen Bewegungen wird Ihnen schwindelig?
- Treten zeitgleich zu den Schwindelanfällen noch andere Symptome auf, zum Beispiel Übelkeit, Druck auf den Ohren, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Herzrasen etc.?
- Welche Vor- und Begleiterkrankungen bestehen?
Darüber hinaus können auch Sie selber Ursachenforschung für ihren Schwindel im Alter betreiben:
- Haben Sie zu hohem oder zu niedrigem Blutdruck, Herzprobleme oder Diabetes? Wenn ja sind Sie medikamentös gut eingestellt?
- Überprüfen Sie auch ihren Medikamentenmix. Manche Medikamente können in Wechselwirkung stehen und dann zu Schwindel führen.
- Verwenden Sie eine Brille und ist diese richtig angepasst? Oft sind zwei Brillen – eine fürs Lesen, eine für die Weitsicht – besser als nur eine mit Gleitsicht. Denn der Wechsel von nah zu fern bei sogenannten Bifokalgläsern kann ebenfalls Schwindel hervorrufen.
- Verwenden Sie Hörgerät und nutzen Sie dieses auch?
Eine korrekte Diagnose und eine genaue Ursachenforschung ist erfolgsentscheidend. Denn diese ist für die Behandlung Ihres Schwindels wichtig. Wenn der Hausarzt die Ursache gefunden hat, empfiehlt er Ihnen die entsprechende Therapie oder überweist Sie bei Verdacht auf eine ernsthafte Erkrankung an einen Facharzt.
So können Sie bei Schwindelgefühlen im Alter vorbeugen
Jede regelmäßige sportliche Aktivität schult den Gleichgewichtssinn. Die Umgebung sollte trittsicher sein, mögliche Stolperfallen wie zum Beispiel lose Teppiche im Haushalt bitte entfernen. Eventuell ist ein spezielles Training beim Physiotherapeuten sinnvoll, um die Gangsicherheit zu verbessern. Integrieren Sie auch kleine Übungen in Ihren Alltag, die die Beweglichkeit und Standsicherheit verbessern. Tragen Sie Schuhe, in denen Sie einen guten Halt haben. Daneben können Sie Übungen für den Gleichgewichtssinn machen. Hier finden Sie drei einfache Übungen, um Ihren Gleichgewichtssinn zu trainieren: Übung 1: Einbeinstand Ein Bein vorne oder hinten anwinkeln und so lange wie möglich auf dem anderen Bein stehen bleiben. Übung 2: Zehenstand Mit beiden Füssen in den Zehenstand. So lange wie möglich die Position halten. Übung 3: Seitliches Beinheben Auf einem Bein stehend, das andere Bein seitlich abspreizen, so hoch es geht, ohne mit dem Oberkörper auszuweichen.