Im Alter lässt der Appetit nach. Jedoch ist eine regelmäßige Nahrungsaufnahme bei älteren Menschen genauso wichtig wie für junge Leute. Da stellt sich die Frage: Womit kann ich die Nahrungsaufnahme positiv beeinflussen und welche Appetitanreger gibt es für ältere Menschen?
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ToggleWarum Appetitanreger für ältere Menschen wichtig sind
Mit zunehmendem Alter nimmt das Hungergefühl häufig ab. Nicht umsonst haben sich „Seniorenportionen“ fest in unserem Sprachgebrauch und den Speisekarten vieler Restaurants etabliert. Ein geringerer Appetit im Alter ist also erst einmal nichts ungewöhnlich. Dies hat auch damit zu tun, dass viele ältere Menschen körperlich nicht mehr so aktiv sind wie in jungen Jahren. Mit steigendem Alter kommt es zu körperlichen Veränderungen, die sich auf den Grund- und Leistungsumsatz auswirken und zu einem geringeren Energiebedarf führen.
Wann mit Appetitlosigkeit zum Arzt?
Wird jedoch aus dem reduzierten Appetit eine starke Appetitlosigkeit, kann dies zu einer Unter- oder Mangelernährung führen. Welche zu weiteren schwerwiegenden Krankheiten führen kann. Gerade das Immunsystem reagiert sehr empfindlich auf eine nicht ausreichende Nährstoffzufuhr. Gesundheitliche Probleme sind also vorprogrammiert! Denn genau wie in jungen Jahren benötigt unser Körper auch im Alter eine ausgewogene Mischung an Vitaminen, Nährstoffen, Ballaststoffen, Eiweiß sowie Mineralstoffen und Spurenelementen. Doch ein geringeres Hungergefühl, Zahnprobleme oder zunehmend schlechtere Geschmacksnerven lassen das Essen für Ältere oft zur Nebensache werden. Gut zu wissen für pflegende Angehörige: Es ist wichtig, dass Angehörige die Anzeichen einer Appetitlosigkeit frühzeitig erkennen und in Absprache mit einem Arzt oder Ernährungsberater Gegenmaßnahmen einleiten. Mit einem individuell abgestimmten Speiseplan oder mit Hilfe von speziellen Nahrungssupplementen wie beispielsweise medizinischer Trinknahrung lässt sich die Nährstoffaufnahme regulieren und einem Gewichtsverlust vorbeugen.
Warum Appetitlosigkeit im Alter?
In Deutschland gelten nach einer Schätzung des medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen etwa 1,3 Millionen der über 60-jährigen als mangelernährt. Doch woran liegt das? “Vielen schmeckt es einfach nicht mehr oder sie sind nicht mehr agil genug, um sich ihr Essen zu kochen”, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
„Je älter wir werden, desto stärker bilden sich die Geschmacksknospen zurück. Die Lieblingsgerichte von früher schmecken Senioren oftmals nicht mehr so gut.“ Hinzu kommen Schluckbeschwerden oder ein schlechter Zustand der Zähne, die das Essen zu einem Vorgang machen, der mit Schmerzen einhergeht. Mit dem Alter kommt es zu Stoffwechselveränderungen. Denn nicht nur das Hunger- oder Durstgefühl tritt häufig erst verzögert ein, sondern auch die Herstellung von Enzymen und Verdauungssäften reduziert sich. Dies wiederum führt häufig zu weniger Appetit und oft zu Verdauungsproblemen. Neben dem verminderten Appetit spüren älteren Menschen auch weniger Durst. Zudem vergessen sie zu trinken. Dieser unausgewogene Flüssigkeitshaushalt führt zu Problemen, wie Konzentrationsschwäche, Verstopfungen, aber auch Kreislauf- und Nierenproblemen. Für ältere Menschen, die an neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz leiden, werden Essen und Trinken zur besonderen Belastung. Denn in den meisten Fällen verlernen sie auf ihr Hunger- und Durstgefühl zu hören oder aber sie bemerken dieses zwar, können jedoch nicht mehr adäquat darauf reagieren. Erhalten Demenzkranke keine Unterstützung, kann dies zu einer massiven Unterversorgung führen. Auch psychische Erkrankungen können sich auf unser Essverhalten auswirken. So können im Alter Sorgen, Gefühle von Einsamkeit oder Depressionen zu mangelndem Appetit führen. Leiden ältere Menschen an einer Erkrankung im Magen- und Darmbereich, so scheint es kaum verwunderlich, dass dies auch eine starke Appetitlosigkeit zur Folge hat. Ebenso bringt auch eine Vielzahl weiterer organischer Erkrankungen, wie Leberzirrhosen oder Tumorerkrankungen negative Folgen für das Essverhalten der Betroffenen mit sich. Nebenwirkungen von Medikamenten können auch zu einer Appetitlosigkeit im Alter führen. Dazu gehören zum Beispiel Antibiotika, Sedativa (Psychopharmaka) oder Chemotherapeutika (bekannt bei der Krebstherapie). Ein weiterer wichtiger Aspekt ist zudem das soziale Umfeld von Senioren. Viele ältere Menschen leben allein und verspüren keine Lust, nur für sich selbst einkaufen zu gehen und zu kochen. Gut zu Wissen für pflegende Angehörige: Die Vielzahl an möglichen Ursachen für Appetitlosigkeit zeigt die Wichtigkeit einer regelmäßigen ärztlichen Vorsorge im höheren Lebensalter. Es macht zudem deutlich, dass Pflegepersonen bei anhaltender Appetitlosigkeit ihrer pflegebedürftigen Angehörigen sehr zeitnah ärztlichen Rat suchen sollten.
Was können Sie gegen die Appetitlosigkeit im Alter tun?
Damit es zu gar nicht erst zu Appetitlosigkeit im Alter kommt, sollte die Ernährung speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmt sein. Denn Mangelernährung ist nicht einfach zu erkennen. “Man darf sich auf keinen Fall nur abgemagerte alte Menschen vorstellen, bei denen fast die Knochen zu sehen sind. Selbst eine pummelige 75-jährige kann mangelernährt sein”, so Dr. Anette Welz-Barth von den Kliniken St. Antonius in Wuppertal.
Es gibt viele verschiedene Lebensmittel, die als Appetitanreger für ältere Menschen verwendet werden können. So zeigen aktuelle Studien, dass folgende Lebensmittel beziehungsweise Gewürze den Appetit fördern:
- Lorbeer
- Petersilie
- Majoran
- dunkelgrünes Blattgemüse
- bittere Lebensmittel
Mahlzeiten sind vor allem appetitanregend, wenn folgende Bestandteile enthalten sind:
- frisches Obst
- Gemüse
- Fleisch (mager)
- Geflügel
- Nüsse
- Vollkornprodukte
Zur weiteren Appetitanregung von älteren Menschen empfiehlt es sich viele kleine Mahlzeiten, über den Tag verteilt, zu sich zu nehmen. So nehmen ältere oder kranke Menschen alle wichtigen Mineralstoffe und Vitamine gut dosiert zu sich. Wer eine halbe Stunde nach dem Essen ein kalorienreiches Getränk verzehrt, regt ebenfalls seinen Appetit an. Hilfreich ist es ebenso, zwischendurch Nüsse, Samen und Kerne zu knabbern. Denn das zwischenzeitliche Knabbern solcher kleinen Snacks kann den Appetit anregen. Auch verschiedenen, therapeutisch verwendeten Aroma-Ölen und ähnlichen Essenzen werden appetitanregende Wirkungen zugesprochen. Weiterhin sorgt viel Bewegung an der frischen Luft für einen gesunden Appetit, ausreichend Schlaf und emotionale Ausgeglichenheit ebenso.
Gut zu Wissen für pflegende Angehörige: Der erste Schritt ist immer ein Blick in den Kühlschrank. Ist er fast leer, sollte geklärt werden, warum. Oft hätten ältere Menschen zwar Hunger auf bestimmte Lebensmittel. Aber wenn es in der Nähe beispielsweise keinen Gemüsemarkt gibt, kann die fehlende Mobilität schon ein Hinderungsgrund sein. In diesem Fall ist es empfehlenswert, nach Supermärkten mit Lieferangeboten zu suchen oder die Verwandten einzuspannen.
Ernährung im Alter – mit diesen 8 Tipps werden Mahlzeiten zum Genuss
Appetitlosigkeit im Alter ist nicht nur für viele Betroffene ein Problem, sondern auch für deren Angehörige. So sorgen sich viele Pflegepersonen um die Gesundheit der Pflegebedürftigen und machen sich dabei häufig Druck mit der Frage, wie sie den Appetit der Betroffenen stärker anregen können. Doch Essen sollte nicht nur sättigen, es sollte auch Freude bereiten.
Zehn Anregungen zeigen Ihnen, wie eine als positiv erlebte Ernährung im Alter gelingen kann:
1. Kochen Sie Essen, was auch gewünscht wird Wer isst schon gerne eine Mahlzeit, die er eigentlich nicht essen möchte? Sie sollten also auch das kochen, was die Pflegeperson gerne essen möchte. Da es älteren Menschen mitunter sehr schwer fallen kann, eigene Wünsche und Ideen zu formulieren, können Sie gerne Essensvorschläge unterbreiten.
2. Gestalten Sie Mahlzeiten abwechslungsreich und ansprechend Das Auge isst immer mit. Ein schön angerichtetes und wohl duftendes Essen kann für Freude sorgen und den Appetit anregen.
3. Planen Sie kleine Mahlzeiten Da ältere Menschen keine großen Portionen mehr essen können, sollte ihnen kleinere Mahlzeiten angeboten werden. Frühstück, Morgenkaffee mit Gebäck, Mittagessen, Nachmittagskaffee, Abendessen und ein Abendsnack.
4. Setzen Sie auf Appetitanreger Einige Lebensmittel gelten als echte „Appetizer“. Setzen Sie solche Lebensmittel gezielt ein.
5. Stellen Sie kleine Snacks zur Verfügung Superfoods, wie Nüsse, Kerne und Samen haben eine appetitanregende Wirkung. Sie eignen sich hervorragend, um auch zwischen den Mahlzeiten für einen extra Energieschub und eine ausgewogene Ernährung im Alter zu sorgen.
6. Machen Sie das Trinken zum Genuss Seien Sie bei der Darreichung von Getränken kreativ. Wie wäre es mit einem kleinen Gebäck zum Tee oder Kaffee? Ein schön gestalteter Fruchtsaftcocktail oder ein alkoholfreier und zuckerarmer Sekt an Feiertagen. Das macht Lust und Laune auf mehr.
7. Kochen und essen Sie gemeinsam Gemeinsam Essen schmeckt es doch bekanntlich am besten. Versuchen Sie daher, wann immer möglich, ältere Menschen in die Vorbereitung der Mahlzeiten einzubinden. Vielleicht können Sie dabei auch von den Rezepten und Gewohnheiten der Seniorinnen und Senioren lernen. Nehmen Sie Mahlzeiten zudem möglichst oft gemeinsam ein. So sagen Sie nicht nur der Appetitlosigkeit den Kampf an, Sie sorgen auch für ein schönes Erlebnis im Alltag Ihrer Angehörigen.
8. Pürieren Sie Mahlzeiten – aber bitte richtig Wird das Kauen zur Herausforderung, kann es notwendig werden, Mahlzeiten als pürierte Kost zuzubereiten. Mit etwas Geschick kann auch püriertes Essen äußerst vielseitig gestaltet werden und so eine ebenso ansprechende wie ausgewogene Ernährung im Alter ermöglichen.
Gut zu Wissen für pflegende Angehörige: Die einzelnen Speisen eines Gerichts sollten auf jeden Fall immer getrennt voneinander püriert und mit etwas Kreativität als liebevolle Mahlzeit auf dem Teller angerichtet werden. Die Internetplattform „Lecker ohne“ hält dazu einige hilfreiche Anregungen bereit.
9. Bewegung sorgt für Appetit Bewegung ist wichtig und die natürlichste Art, den Appetit anzuregen. Sorgen Sie für möglichst viel eigene körperliche Aktivität Ihres Angehörigen. 10. Sorgen Sie für die richtige Atmosphäre Decken Sie den Esstisch ansprechend ein mit einer kräftig gefärbten Tischdecke, vielleicht Blumen oder Kerzen und schönem Geschirr – denn das macht Lust aufs Essen.