„Altwerden ist nichts für Feiglinge“ – der Spruch von Mae West gilt noch viel mehr für Männer. Denn, mal ehrlich, Männer tun sich mit dem Altwerden noch viel schwerer als Frauen. Warum ist das so?
Für Männer ist das Altern eine gewaltige Zäsur
Als Fußballer gilt man mit 30 als alt, in der EDV-Branche mit 35. 42-Jährige laufen auf dem Arbeitsmarkt unter “alte Arbeitnehmer”, mit 50 ist man faktisch nicht mehr vermittelbar. Alt werden ist für viele Männer die größte Kränkung. Sie haben regelrecht Angst davor alt zu werden. Gerade der sogenannte Ruhestand ist eine gewaltige Zäsur im Leben von Männern. Ein Einschnitt im Leben der von ihnen viel Flexibilität und Anpassung verlangt. Vieles muss dabei von den Männern neu definiert werden. Ob es soziale Kontakte, Gesundheit oder auch die Beziehung betrifft. Denn, mit der Arbeit fallen soziale Kontakte weg; dem eigenen Körper haben sie jahrelang zu wenig Beachtung geschenkt und die Sinnfrage wurde mit Aktionismus erfolgreich verdrängt.
Wenn Männer altern ist die Ehekrise vorprogrammiert
Viele Männer verwechseln Kollegen mit Freunden und stehen im Ruhestand auf einmal alleine da. So wird die Ehefrau plötzlich zur wichtigsten Bezugsperson. Je nachdem, wie unabhängig sie bisher ihr eigenes Leben gelebt hat, kann das von Vorteil oder von Nachteil sein. Meist wird der Ruhestand des Mannes jedoch für viele Ehepaare zu einer großen Belastungsprobe. Die Frau hatte den Großteil ihrer Zeit alleine im Haus verbracht, ist Kontakte zu Nachbarn und Freundinnen gewohnt – und nun ist der Gatte den ganzen Tag präsent. Das kann zu einer tiefen Krise führen. Man erinnere sich nur an Loriots Film „Pappa ante portas“, in dem der Protagonist nach seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben versucht, sich zu Hause nützlich zu machen. Leider ist er dort nicht erwünscht. https://www.youtube.com/watch?v=OkZIUhyBGdc
Männer können mit dem Alt werden schlecht umgehen
Viele Männer gehen ohne irgendeine Vorstellung in den Ruhestand. Nach der ersten Phase mit Ausschlafen, Urlaub machen, Entspannen kommt oft eine Leere – und das Bedürfnis nach Struktur und sinnstiftenden Tätigkeiten. Viele kommen über das Aufräumen ihres Kellers, das Einkleben von Briefmarken und die Renovierung ihres Häuschens nicht hinaus. Männer können mit dem alt werden insgesamt schlechter umgehen – es begehen dreimal so viele alte Männer wie Frauen Suizid. Das liegt daran, dass viele Männer das Gefühl haben, anderen zur Last zu fallen oder sie haben Angst davor ein Pflegefall zu werden.
Wie Männer sich optimal auf den Ruhestand vorbereite
Das Älterwerden birgt zahlreiche Stolperfallen, aber auch ebenso viele Möglichkeiten: Es kann Ihnen neue Perspektiven und damit Freiheiten eröffnen, die eine persönliche Entwicklung nach sich ziehen. Bedenken sollten Sie, dass das Älterwerden auch körperliche und seelische Krisen mit sich bringen wird. Diese Schattenseiten sollten Sie nicht verdrängen, wenn sie damit klarkommen wollen. Wichtig ist, dass Sie mit der Altersvorbereitung nicht zu lange warten und es auf die lange Bank schieben. Fangen Sie frühzeitig an zu leben! Denn wer alt werden will, muss jung damit anfangen. Es geht also darum, sich schon früh zu überlegen, spätestens Anfang oder Mitte der 50er, wie man als Mann alt werden möchte. Die meisten Aktivitäten im Alter, so die Ergebnisse der Ruhestandsforschung, sind spätestens im dritten Lebensjahrzehnt angefangen worden. Wenn Sie also erst in der Rente überlegen, was Sie mit Ihrer neugewonnenen Freizeit machen möchten, ist es viel zu spät. Alles, was im Haus repariert werden muss, ist schnell repariert – und was dann? Sie sollten sich frühzeitig vor der Pensionierung nicht nur um Ihre Aktivitäten bemühen, sondern auch um ein Netz von Freundschaften. Freundschaften bieten Abwechslung und helfen gegen Vereinsamung. Dabei sollten Sie sich nicht auf die Kontakte Ihrer Partnerin verlassen, sondern selbst Kontakte knüpfen und Freundschaften pflegen. Das gilt besonders für Freundschaften außerhalb des beruflichen Dunstkreises. Bei vielen älteren Ehepaaren ist es so, dass sich die Frauen um das Sozialleben kümmern. Sie rufen die Verwandtschaft zu Familienfeiern zusammen und nehmen die Ehemänner zu Veranstaltungen mit. Männer, die im Alter alleine sind – etwa durch eine Scheidung oder den Tod der Partnerin –, haben dann oft Probleme, ihre Kontakte aufrechtzuerhalten. Kümmern Sie sich also rechtzeitig um Ihre sozialen Kontakte und fragen Sie sich: Wie viele echte Freunde habe ich? Auf wen kann ich mich verlassen? Des Weiteren lohnt es sich, ein Ehrenamt anzustreben und zu überlegen, wie man im Ruhestand für andere Menschen nützlich sein kann – denn man profitiert selbst sehr stark davon. Man bleibt im Kopf geistig fit und das ist im Alter genauso wichtig wie die körperliche Gesundheit.
Männer sollten im Alter auf die Gesundheit achten
Männer altern anders als Frauen. Durch die stärkere Identifikation mit dem Beruf erfahren sie den Austritt aus dem Berufsleben einschneidender als Frauen, die durch ihre verschiedenen Aufgaben sozial besser eingebunden sind. Auch das Verhältnis zum Körper ist anders: Während sich Frauen schon früh mit ihrer Gesundheit auseinandersetzen, verstehen Männer ihren Körper als Ressource, der erst Beachtung findet, wenn er nicht mehr richtig funktioniert. Einige treiben regelrecht Raubbau mit ihrem Körper und wundern sich dann, dass er es ihnen übel nimmt. Dabei weiß jeder vermutlich selbst, was einem selbst gut tut und wo man sich auch einmal fordern muss, um möglichst lang gesund zu bleiben. Die bekannten 4 Regeln sind: regelmäßig Sport treiben, ausgewogene Ernährung, kein Nikotin, wenig Alkohol. Wir alle müssen lernen, im Alter anders mit unserem Körper umzugehen. Dazu gehört besonders für Männer auch das Ja sagen zum alt werden. Männer müssen ab einem gewissen Alter nicht mehr müssen. Denn das alt werden ist das große Privileg, aussteigen zu können aus dem Leistungsprinzip, der ewigen Härte und dem ewigen Konkurrenzkampf.
Kurzanleitung wie Männer am besten alt werden
Der Psychotherapeut Hans Jellouschek gibt Männer sechs Aufgaben mit auf den Weg, damit Ihnen das alt werden leichter fällt:
- den Körper und die Gesundheit pflegen
- sich der eigenen Seele öffnen
- die Dinge verkosten und spüren
- eigene Träume verwirklichen
- persönliche Beziehungen pflegen
- vom bloßen Vergnüglichen zum Wertvollen gelangen
Albert Schweitzer schrieb einmal: „Man wird alt, wenn man seinen Idealen Lebewohl gesagt hat. Mit den Jahren runzelt die Haut, mit dem Verzicht auf Begeisterung aber runzelt die Seele“ – dem ist wohl nichts hinzuzufügen.