Mit zunehmendem Alter wird der Gang unsicherer, die Kraft und Koordination lässt nach. Damit steigt auch das Risiko für Stürze und Knochenbrüche. Es droht auch der Verlust der eigenen Selbständigkeit und ein Pflegefall zu werden. Mit diesen Sturzprophylaxe Maßnahmen lassen sich Stürze und damit komplizierte Knochenbrüche effektiv vermeiden.
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ToggleErhöhtes Risiko ohne Maßnahmen zur Sturzprophylaxe
Experten schätzen, dass etwa 30 Prozent der über 65-Jährigen mindestens einmal pro Jahr stürzen. Laut einer Studie der WHO stürzen sogar mehr als 40 Prozent der über 80-Jährigen mehrmals jährlich.
Die Folgen eines Sturzes
Die Folgen eines Sturzes sind geprellte Becken, Schnittwunden oder verstauchte Arme – im harmlosen Fall. Läuft es weniger glatt, dann sind es zumeist Knochenbrüche wie Arm- oder Beinbrüche. Manch ein Sturz endet sogar tödlich. Gerade für ältere Menschen sind Stürze oft schwerwiegend und ziehen längere Krankenhausaufenthalte mit sich. Nach dem Krankenhausaufenthalt und der Reha müssen viele Betroffenen, besonders Senioren, mit einer starken Einschränkung ihrer Mobilität leben. Manch einer wird sogar zum Pflegefall. Neben den Sturzverletzungen können auch psychisch Beeinträchtigungen dazu kommen. So verlieren einige das Vertrauen in die eigene Mobilität und vermeiden aus Sturzangst, sich zu bewegen. Dies führt dann zu einem verschlechterten Gesundheitszustand, wodurch die Sturzgefahr weiter zunimmt. Ein Teufelskreis! Darüber hinaus ziehen sich von Sturzangst betroffene Menschen aus ihrem sozialen Leben immer mehr zurück und vereinsamen.
Ursache und Risiko für Stürze
Wenn Menschen stürzen, liegt meist keine einzelne Ursache zugrunde, sondern oft handelt es sich um eine Verkettung mehrerer Risikofaktoren. Die Weltgesundheitsorganisation WHO unterscheidet zwischen vier konkreten Sturzrisikofaktoren:
- Biologische Faktoren: Alterserscheinungen, chronische Erkrankungen, Funktionseinbußen
- Verhaltensbedingte Faktoren: Medikamenten-Nebenwirkungen, starker Alkoholeinfluss, unangemessenes Schuhwerk
- Umgebungsbedingte Faktoren: Unzureichende Beleuchtung, rutschige Bodenbeläge, steile Treppen und fehlende Geländer
- Sozioökonomische Faktoren: beschränkter Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen, unzureichende Wohnungsbedingungen
Zur Einschätzung der Sturzgefahr können Sie folgende Test durchführen:
Der Chair-Rising-Test Aufgabe: Die Testperson sollte innerhalb von höchstens 11 Sekunden fünfmal von einem Stuhl aufzustehen und sich wieder hinsetzen. Ohne dabei die Arme zu Hilfe zu nehmen. Schafft sie es innerhalb dieser Zeit nicht, gilt sie als sturzgefährdet. Timed-Up-and-Go-Test Aufgabe: Hier soll die Testperson aus einem Stuhl mit Armlehnen aufstehen, 3 Meter geradeaus gehen, sich umdrehen, zurückgehen und sich wieder hinsetzen. Dabei darf die Testperson seine Gehhilfen benutzen. Schafft die Testperson diese Übung in 10 Sekunden, gilt sie als nicht sturzgefährdet. Benötigt sie über 20 Sekunden, besteht Abklärungsbedarf. Bei über 30 Sekunden ist von einer erhöhten Sturzgefahr auszugehen.
Diese Sturzprophylaxe Maßnahmen sollten Sie durchführen
Als Sturzprophylaxe gilt der Einsatz gezielter Maßnahmen, um das Sturzrisiko zu minimieren beziehungsweise zu vermeiden.
Anpassung der Wohnungsumgebung
Als erste Sturzprophylaxe Maßnahmen sollten Sie zuallererst einmal alle Gefahrenquellen eliminieren und schauen, was in Ihrer Wohnung zu einem Sturz führen könnte. Lose Teppiche und Kabel, glatte und nasse Fußböden, unebene Wege oder zu hohe oder niedrige Toiletten sollten entsprechend sturzsicher gemacht werden. Sorgen Sie dafür, dass bei Nacht die Wege im Haus gut beleuchtet sind. Setzen Sie Hilfsmittel ein, wie zum Beispiel Haltegriffe im Bad oder auch im Schlafzimmer.
Organische Ursachen behandeln
Stürze sind oft die Folge von bestimmten gesundheitlichen Problemen wie zum Beispiel Sehbehinderungen, Schwindel oder Gehbehinderungen. Parallel zur ersten Sturzprophylaxe Maßnahme in Ihrer Wohnung sollten Sie auf jeden Fall auch mögliche organische Ursachen von Ihrem Hausarzt abklären und behandeln lassen. Gerade Sehschwäche lässt sich durch eine Brille, in passender Sehstärke, schnell beseitigen.
Regelmäßiges Kraft- und Balancetraining
Neben den genannten Sturzprophylaxe Maßnahmen ist das A und O einer Sturzprophylaxe, regelmäßig für ausreichend Bewegung zu sorgen. Je weniger man sich bewegt, umso mehr nehmen Muskelkraft und Bewegungsfähigkeit ab. Damit steigt das Sturzrisiko. „Gezieltes und regelmäßiges Sportprogramm zu Hause https://www.provita-deutschland.de/ihr-sportprogramm-fuer-zu-hause-so-bleiben-sie-fit-und-gesund/, mit dem sich Kraft-, Balance- und Reaktionsvermögen verbessern lassen”, rät Sportwissenschaftler Klaus Möhlendick von der Barmer Krankenkasse. Auf diese Weise kann man aktiv etwas dafür tun, nicht nur Stürze zu vermeiden, sondern auch möglichst lange unabhängig zu bleiben.
Auf Medikamentennebenwirkungen achten
Als letzte Sturzprophylaxe Maßnahme sollten Sie auch Ihre Medikamente prüfen oder überprüfen lassen. Einige Medikamente oder Schlafmittel können Ihren Kreislauf und Ihre Orientierung beeinträchtigen, was sich negativ auf Ihre Beweglichkeit und das sichere Gehen auswirkt. Sprechen Sie hierzu mit Ihrem Hausarzt oder Apotheker, wenn Sie bei Ihrer Medikamentenverordnung Bedenken haben, dass dies Ihre Sturzgefahr erhöhen könnte.
Hilfsmittel einsetzen
Scheuen Sie sich nicht Hilfsmittel einzusetzen. Dies gilt nicht nur in der Wohnung, zum Beispiel angebrachte Haltegriffe, sondern auch, wenn Sie unterwegs sind. Nutzen Sie einen Spazierstock oder einen Rollator. Um in Notfällen schnell Hilfe holen zu können, kann ein Hausnotrufsystem installiert werden.
Sturzprophylaxe bei Demenz
Demenzkranke Menschen haben ein rund 20-mal höheres Sturzrisiko als gesunde Gleichaltrige. Als Sturzprophylaxe für zu Hause empfiehlt die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, im gesamten häuslichen Bereich Nachtlichter anzubringen. Schwellen oder Stufen sollten farbig markiert werden.
Sturzprophylaxe Maßnahmen: Checkliste
- Risikofaktoren erkennen.
- Regelmäßige ärztliche Untersuchungen durchführen lassen und Risikofaktoren wie Sehstörungen oder Schwindel klären und behandeln lassen.
- Auf Medikamentennebenwirkungen achten.
- Regelmäßig das Seh- und Hörvermögen überprüfen lassen.
- Hilfsmittel einsetzen, z.B. einen Rollator. Bei Verwendung von Gehhilfen Türschwellen entfernen lassen.
- Durch Sport und Funktionstraining Stürzen vorbeugen.
- Auf eine gute Versorgung mit Vitamin D achten. Denn Vitamin D unterstützt den Knochenaufbau und das Muskelgewebe.
- Rutschige Bodenbeläge wie Fliesen oder Parkett vermeiden.
- Beim Wischen keine Pfützen oder nassen Stellen hinterlassen.
- Auf Teppiche und Läufer verzichten oder diese rutschfest fixieren. Am sichersten ist Auslegware, da diese weder rutschen kann noch zu glatt ist.
- Rutschfeste und stolperfreie Matten in Bad, Dusche und Badewanne auslegen.
- Handgriffe anbringen.
- Treppen mit entsprechenden Belägen rutschfest machen und beidseitig griffsichere Handläufe anbringen.
- Stufenkanten und Türschwellen mit Rampen versehen und farbig markieren.
- Keine Gegenstände (Stolperfallen) liegen lassen, lose Kabel befestigen.
- Wohnung gut beleuchten, zusätzlich Nachtlichter anbringen.
- Trittsichere Schuhe mit festem Halt und niedrigen Absätzen tragen.
- Zum Schutz vor Knochenbrüchen z.B. Hüftprotektoren verwenden.
- Einen Hausnotruf oder mobilen Notruf zulegen. Gerade dann, wenn man alleine lebt.
Praxistipps Sturzprophylaxe Maßnahmen
Pflegebedürftige Menschen können für Umbaumaßnahmen bis zu 4.000 € bei der Pflegekasse beantragen. Näheres über den Zuschuss der Pflegekasse für Wohnumfeldverbesserung finden Sie hier.